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Servicebereich Unternehmensentwicklung
Unterstützte Kommunikation
UK auf der Karlshöhe
Das Projekt UK ist im Januar 2020 an den Start gegangen. Es setzt sich nicht nur für die Einführung derselben auf der Karlshöhe ein, sondern möchte auch ein Impuls für Stadt und Landkreis werden.
Jeder und jede Bewohnerin auf der KH soll das Gefühl haben, gut kommunizieren und sich gut orientieren zu können.
Wir möchten Selbstermächtigung, Selbstwirksamkeit fördern und das Umfeld so gestalten, dass Austausch, Kommunikation und Orientierung möglich sind.
Die Karlshöhe wird in den nächsten Jahren die hierfür nötigen Bedingungen schaffen, um eine Abhängigkeit der Menschen so gering wie möglich zu halten.
"Meine Vision ist, dass sich kein Mensch hilflos fühlen muss in der Kommunikation“
Meike Bachem, Projektleitung Unterstützte Kommunikation
Dr. Dörte Bester, Theologischer Vorstand und Direktorin der Karlshöhe sowie Meike Bachem, Projektleiterin UK des Diakoniewerkes, waren zu Gast bei INKLUSIV Das Magazin von Scala TV Ludwigsburg.
Zehn Fragen an Meike Bachem
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1. Was versteht man unter Unterstützer Kommunikation (UK)?
Unter Unterstützter Kommunikation versteht man alternative Ausdrucksmöglichkeiten für Menschen, die aufgrund ganz unterschiedlicher Lebensgeschichten über keine oder wenig lautsprachliche Kommunikationsmöglichkeiten verfügen.
2. Wie sind Sie zur UK gekommen?
Immer wieder habe ich in meinem beruflichen Umfeld Menschen erlebt, die zwar über Sprache verfügen, sich aber nicht mitteilen können. Nicht zu verstehen, was mein Gegenüber mir sagen möchte und auch zu sehen, wie es den anderen „quält“, nicht verstanden zu werden, diese „Ohnmacht“ auf beiden Seiten finde ich schlimm. Alternative Formen für diese Menschen zu finden, war mir immer schon ein Anliegen. Und zu sehen, wie auch anders erfolgreich kommuniziert werden kann, etwa durch ein Talkersystem. Ich finde, jeder Mensch hat ein Recht auf kommunikative Selbstbestimmung. Meinem Gegenüber zu ermöglichen, dieses Recht leben zu können, empfinde ich als einen wichtigen Teil meiner Arbeit und auch als eine sehr wertvolle Aufgabe. So bin ich froh, dass die Karlshöhe ein von der Aktion Mensch gefördertes Projekt auf den Weg gebracht hat: Den Aufbau einer regionalen Beratungsstelle zum Thema Unterstützte Kommunikation
3. Wer sind die Zielgruppen?
Alle, die es in irgendeiner Form betrifft. Alle Menschen, die auf der Karlshöhe leben und arbeiten, Mitarbeitende, aber auch Angehörige.
4. Was sind Haltung und Formen der Unterstützten Kommunikation?
Es gibt viele verschiedene Formen unterstützt zu kommunizieren. Beispielsweise durch das Zeigen von Symbolen oder über elektronische Ausgabegeräte, die sogar mit einer Augensteuerung bedient werden können. Die in der Öffentlichkeit bereits sehr bekannte Gebärdensprache ist als zusätzliches Beispiel eine weitere Form. Unterstütze Kommunikation ist mehr als nur eine reine Hilfsmittelversorgung. Sie ist eine Grundhaltung. Das bedeutet, viele Kommunikationswege anzubieten und auszuprobieren. Dabei sollte das Umfeld der Anwendenden genutzt werden. UK bedeutet, die Bereitschaft zu haben, sich auf den Weg zu machen, um mit jeder einzelnen Person herauszufinden, wie sich die bestmögliche Kommunikation umsetzen lässt. Dabei gilt es immer wieder zu reflektieren und alle Bezugspersonen einzubinden. UK ist wie eine Sprache - alle müssen sprachfähig sein und haben ein Recht zur Teilhabe.
5. Wie profitieren die Menschen von UK?
Menschen erfahren mehr Selbstwirksamkeit, wenn sie unabhängig ihre Belange und Gefühle ausdrücken können. Wenn ein Mensch Informationen und Zusammenhänge begreifen und verstehen kann, führt das zu Veränderungen. Wenn das Lebensumfeld gestaltbar ist, wenn Menschen sich verstanden fühlen, hat das tiefgreifende Wirkungen.
6. Was ist die Zielsetzung des Projekts UK?
Ziel ist es, in allen Geschäfts- und Servicebereichen der Karlshöhe Mittel und Methoden von UK zu implementieren. Wie können die Menschen und Mitarbeitende, aber auch die Angehörigen, so unterstützt werden, dass sie UK lernen? Ein weiteres Ziel ist es, die Abhängigkeit von Betreuungsleistungen zu minimieren. Die Karlshöhe bietet vielen Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensthematiken Hilfe an, so dass auch das Thema UK auf ganz verschiedene Weise zum Einsatz kommt. Diese vielfältigen Erfahrungen, die auf der Karlshöhe gesammelt werden, bieten gute Voraussetzungen für den Aufbau unserer Beratungsstelle.
7. Was sind die ersten Schritte?
In der Zusammenarbeit mit unserem Fachbereich Hilfen für Menschen mit geistiger Behinderung (HfMgB) wurden bereits viele UK-Elemente auf den Weg gebracht. Es werden viele bildliche und sprachliche Formen und Möglichkeiten angeboten, um sich ausdrücken zu können, um Situationen verstehen und einschätzbar zu machen. Das Projekt ELLA (Einfach leicht Lernen) im Ausbildungszentrum der Karlshöhe (AZK) hat momentan ebenfalls eine Vorreiterrolle. Dabei geht es darum, dass Azubis ihre Arbeitsmaterialien selbst gestalten und somit das individuelle Lernen leichter fällt.
8. Woran lassen sich Erfolge messen?
In der Anfangsphase lassen sich Erfolge vor allem durch persönliche Rückmeldungen messen. Wenn ich durch die Geschäfts- und Servicebereiche gehe und sehe, wie UK Einzug hält, wie Pläne und Informationen neu gestaltet werden, dann ist das für mich ein Erfolg! Es freut mich besonders wenn ich sehe, dass Mitarbeitende, die eine hohe Auslastung im Job haben, dennoch alles unternehmen, nicht nur um UK voranzubringen, sondern auch um sich selbst entsprechend fortzubilden!
9. Wo sehen Sie Stolpersteine?
Das Einführen von UK benötigt Zeit und Geld, das ist für ein Diakoniewerk eine große Herausforderung. UK verzweigt sich in viele Themen wie Beschilderung, Umstellen auf einfache Sprache, dual lesbare Publikationen, barrierefreier Webauftritt, um nur einige Beispiele zu nennen – alles inklusive Change-Projekte, die erhebliche Ressourcen erfordern.
10. Was ist Ihre Vision?
Meine Vision ist, dass kein Mensch sich hilflos oder abhängig fühlen muss, weil alle die Möglichkeit haben, individuelle Belange zu kommunizieren. Dass sich alle Menschen mit Unterstützungsbedarf zurechtfinden und orientieren können – und das nicht nur auf der Karlshöhe; dass alle Informationen in leichter Sprache verständlich angeboten werden. Und dass meine Vision nicht nur für die Region gilt, sondern für unser ganzes Land! Mit unserer Beratungsstelle möchten wir einen Beitrag dazu leisten, den Grunddanken von UK in die Welt zu tragen.
Kontakt
Meike Bachem
Projekt Unterstützte Kommunikation
Sevicebereich Unternehmensentwicklung
Tel.: 07141 965 273
meike.bachem[at]karlshoehe.de

Was ist Unterstützte Kommunikation (UK)?
Es gibt viele Menschen, die aufgrund einer Behinderung oder Beeinträchtigung kaum oder gar nicht mit dem Mund sprechen können. Sie nutzen alternativ oder ergänzend zu ihrer Lautsprache zum Beispiel Gebärden, grafische Symbole oder elektronische Ausgabegeräte. Diese Hilfsmittel sind ein Teil der Unterstützten Kommunikation.
UK bedeutet aber noch mehr als alternative Kommunikationsmittel. UK bedeutet auch, Rahmenbedingungen für erfolgreiches In-Dialog-Treten zu schaffen.
Unterstützte Kommunikation ist seit Langem ein Bestandteil in der Begleitung und Förderung von Menschen, die sich wenig oder gar nicht lautsprachlich äußern können.
Untermauert wird dieses Thema im Artikel 21 der UN-Konvention.
Das Recht
von Menschen mit Behinderungen auf Meinungsäußerung und Meinungsfreiheit, einschließlich der Freiheit, sich Informationen und Gedankengut zu beschaffen, zu empfangen und weiterzugeben
ist dort verankert.
Lesen Sie zum Thema auch folgenden Fachartikel von Meike Bachem.
Warum ist UK so wichtig?
- Kommunikation ist ein zentrales Element unseres Lebens.
- Durch Kommunikation erleben wir uns als Teil einer Gemeinschaft.
- Kommunikationsbeeinträchtigungen erzeugen maximale Abhängigkeit.
- Ohne differenzierte Kommunikationsmittel kann man seine Bedürfnisse nicht formulieren.
- Erfolgreiche Kommunikation verringert Abhängigkeit und eröffnet Gestaltungsmöglichkeiten.
- Kommunikation ist die Grundlage für Teilhabe und Inklusion.
- UK schafft deshalb Voraussetzungen für Inklusion.
Ziel: Eine inklusive Gesellschaft
Die Stiftung Karlshöhe Ludwigsburg setzt sich nicht nur mit dem Projekt UK für das Thema Inklusion eins, sondern in vielen Bereichen ihrer diakonischen Arbeit. Das Ziel ist immer, volle Teilhabe und Chancengleichheit von Menschen mit Unterstützungsbedarf und/oder Einschränkungen in vielen Bereichen der Gesellschaft zu erreichen.
Das bedeutet in einem Satz zusammengefasst: gleiche Chancen und gleiche Rechte für alle Menschen mit Unterstützungsbedarf. Niemand darf ausgeschlossen oder benachteiligt werden aufgrund von persönlichen Handicaps. Der Begriff schließt also ein, dass Menschen aufgrund ihrer Einschränkung keine Benachteiligung erfahren dürfen und die Gesellschaft entsprechend die Weichen stellen muss.
Inklusion ist per Definition auch erst dann verwirklicht, wenn alle Menschen mit Behinderung oder ähnlichen Einschränkungen die gleichen Rechte haben. Damit ist beispielsweise auch eine Abkehr vom Denken in den Kategorien "behindert" und "nicht behindert" notwendig. Inklusion ist mehr wie Integration, das Wort bedeutet „Einschluss“. Im Grunde gibt es für Menschen mit Unterstützungsbedarf drei Existenz-Stadien in der Gesellschaft. Im Negativfall sind einzelne gesellschaftliche Gruppen ausgeschlossen, im Stadium der Integration hat sich das als Zwischenschritt verbessert, erstreckt sich aber nicht auf alle Bereiche und Möglichkeiten. Das ist erst im Stadium der Inklusion der Fall.
Karlshöhe setzt sich für Inklusion ein
Eine Gesellschaft, in der alle Menschen mit Einschränkung die gleichen Möglichkeiten der Selbstbestimmung und -verwirklichung haben, ist derzeit noch eine Vision. Die Stiftung Karlshöhe setzt sich mit ihrer täglichen Arbeit für die Verwirklichung dieser Version im Landkreis Ludwigsburg mit aller Kraft ein.
Politische Herleitung
Der Begriff ist aufgekommen mit dem Inkraft-Treten der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung im Jahr 2006. Sie wurde 2009 vom Bundestag der Bundesrepublik Deutschland beschlossen.