Ludwigsburg - am Dienstag, 9. Juli eröffnete die Direktorin der Karlshöhe, Pfarrerin Dr. Dörte Bester, im Rahmen einer Feierlichkeit das inklusive Wohnheim „Manara“ (arab. für „Leuchtturm“). In dem Wohnprojekt, das in dieser Form bislang einzigartig ist, leben 30 Geflüchtete zusammen mit 15 Studierenden des Studienwohnheims der Stiftung Karlshöhe u. a. in Fünfer-Wohngruppen. Sie haben zusammen mit Mitarbeitenden auch den Namen des Projektes vorgeschlagen. „Wir haben das Bild des Leuchtturms gewählt, weil es ein starkes Zeichen der Hoffnung ist; es steht für uns für ein friedliches und respektvolles Miteinander, das den jungen Menschen Perspektiven eröffnet und die Integration nachdrücklich ermöglicht“, sagte Dr. Bester. Direkte Sprachförderung, die Erprobung selbständigen Wohnens, kultureller und religiöser Dialog – das sind Chancen, die sich damit nicht nur für die ehemaligen „UmAs“ (unbegleitete, minderjährige Ausländer) auf eine ganz besondere Weise ergeben.
Dabei ist die Karlshöhe für die Geflüchteten keine neue Adresse. Einige der jungen Menschen lebten zuvor im betreuten Jugendwohnen sowie in vollstationären Wohngruppen der Jugendhilfe auf dem Stiftungsgelände der Karlshöhe. Im Rahmen dieser Förderung haben sie Deutschkenntnisse erworben, holen beispielsweise die Mittlere Reife nach oder gehen inzwischen in die Lehre - auch in Ludwigsburger Betrieben.
Gelungenes Gemeinschaftswerk
„Allein schon herausragend finde ich die Idee, geflüchtete Menschen in eine normale Wohnsituation einzubinden, das eröffnet die Chance zur Teilhabe“, sagte der erste Bürgermeister der Stadt Ludwigsburg, Konrad Seigfried, in seiner Begrüßungsrede.
Sozialdezernent Heiner Pfrommer von Landratsamt bekräftigte in seinem Grußwort zwei Vollzeitstellen zur Betreuung der Geflüchteten in dem Wohnprojekt und lobte das „gelungene Gemeinschaftswerk“ von Karlshöhe, Landkreis, Stadt sowie dem Bauträger Wohnungsbau Ludwigsburg, vertreten durch den Geschäftsführer Andreas Veit.
In dem Wohnprojekt werden die durchweg aus arabischen und afrikanischen Ländern stammenden Jugendlichen weiter durch die Karlshöhe betreut. „Für die Begleitung der jungen Menschen, die aus der Jugendhilfe herausgewachsen sind, haben wir ein neuartiges sozialpädagogisches Konzept erarbeitet; wir wollen Grenzen und Barrieren des Miteinanders abbauen, Erfahrungen und Unterschiedlichkeit als Reichtum verstehen und Gemeinsamkeit in der Vielfalt ermöglichen“, sagte Katja Larbig, Diakonischer Vorstand und zuständig für das Arbeitsfeld Kinder- und Jugendhilfe auf der Karlshöhe. Diese Grundbetreuung, die mit dem Jugendamt abgestimmt ist, sieht sowohl individuelle Begleitung als auch die Förderung von Freizeitaktivitäten vor. Hinzu kommt die personelle Unterstützung durch das Studienwohnheim der Stiftung, die von der Evangelischen Landeskirche gefördert wird.
>> Informationen zum inklusiven Wohnprojekt "Manara"
Fachstudie: Geflüchtete streben nach Berufsausbildungen
Im Rahmen des Fachtages wurde zudem die SINUS-Studie zum Thema „Deutschland ist das Land der Chancen – Zukunftsperspektiven junger Geflüchteter“ erstmals der Öffentlichkeit in einem Vortrag vorgestellt. Das Referat hielt Christine Uhlmann, stellv. Leiterin der SINUS-Akademie aus Heidelberg. Sie unterstrich in dieser Untersuchung nicht nur, dass viele Geflüchtete beruflich sehr zielstrebig nach Qualifikationen streben, sondern betonte ausdrücklich den Nutzen inklusiver Wohnprojekte wie Manara, da die jungen Menschen allein durch Beobachten viele Impulse für ihre Entwicklung aufnähmen.