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Die Konzerte 2010

24.10.2010, 19:00: Das Konzert

Endlich! Nach monatelanger Probenarbeit, nach behutsamem Einstieg nach der grandiosen Johannespassion, nach steter Steigerung der Probenintensität erleben wir den verdienten Höhepunkt, die glanzvolle Aufführung in der Ludwigsburger Friedenskirche. Wir erleben ihn zusammen mit vielen zunächst gespannten, dann ergriffenen, zum Schluss begeisterten Zuhörern. Alle Sängerinnen und Sänger wissen: es gilt. Und geben ihr Bestes. Nichts anderes wäre dem gewaltigen Werk angemessen. Johannes Brahms hat, auch ausgehend von Vorbildern wie Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz, mit klug und kenntnisreich ausgewählten Bibelzitaten ein Requiem gestaltet, das die Tröstung der Trauernden in den Mittelpunkt stellt, ganz im Gegensatz zur klassischen Requiem-Messe, welche die sowohl bedrohlichen als auch beseligenden Erwartungen für die Toten im Jenseits beleuchtet.

Johannes Brahms hat das „Deutsche Requiem“ im Alter von 33 Jahren komponiert. Und zeigt uns romantische Musik in höchster Vollendung. PP- und FF-Stellen fordern den Chor, die Solisten (Petra Labitzke und Kresimir Strazanac) und das Orchester. Ein Beispiel für viele „Gänsehaut“-Stellen: unser Bariton Kresimir Strazanac beginnt den dritten Satz mit „Herr, lehre doch mich..“, dann folgt der Chor, verhalten und dennoch mit dramatischer Intensität. 

Tobias Horn gelang es wie immer, diese Intensität über die vollen 70 Minuten, in denen Höhepunkt auf Höhepunkt folgt, durch sein mitreißendes Dirigat aufrechtzuerhalten. Das traditionelle Feedback am nächsten Probendienstag attestierte uns nicht nur annähernde Makellosigkeit der Ausführung sondern – wichtiger! – die gelungene Umsetzung seiner sehr präzisen Vorstellungen der Dynamik und Intonation.

Pfarrer Frieder Grau ließ es sich nicht nehmen, uns an ebendiesem Probendienstag seine ganz persönliche Rückmeldung zu geben, die schmeichelhafter nicht sein konnte. Nicht zuletzt betonte er die schiere Leistung des Chors, dem dieses Werk wirklich alles abverlangt. Gute Probenarbeit und gute Stimmbildung – danke, Cornelia Lanz! – sind die Basis dafür.

Und das Publikum? Siehe oben, ergriffen und begeistert, so eine kurze prägnante Zusammenfassung der Rückmeldungen nach dem Konzert.

Wir haben uns selbst ein großes Geschenk gemacht mit der begeisternden Aufführung, und Ludwigsburg durfte eine Sternstunde erleben. Auch hier möchten wir am liebsten alles gleich noch einmal singen.

Hier haben Sie Zugang zum Programmheft, mit klugen Betrachtungen zum Requiem und dem Originaltext.

Johannes Brahms "Ein Deutsches Requiem"

Das vollständige Werk, wie wir es heute kennen, erlebte am 18. Februar 1869 seine Uraufführung im Leipziger Gewandhaus. „Seit Bachs H-Moll-Messe und Beethovens Missa Solemnis ist nichts geschrieben worden, was auf diesem Gebiete sich neben Brahms’ deutsches Requiem zu stellen vermag“, so hymnisch urteilte der schwer zu begeisternde Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick über dieses singuläre Werk der Gattung Requiem, das dem gerade 33jährigen Komponisten den Durchbruch verschaffte. Wir erleben eine sehr persönliche Umdeutung des klassischen Requiems. Im Mittelpunkt steht nicht die Bitte um Erlösung der Verstorbenen sondern die Tröstung der Hinterbliebenen.

Kompositorisch bewegt sich Brahms auf der Höhe seiner Zeit und gleichzeitig und ebenso souverän in der Welt der Bachschen Kontrapunktik. Die Verschmelzung überlieferter Techniken mit der persönlichen, romantischen Tonsprache, die Synthese von lyrischen und hochdramatischen Passagen verleiht dem Werk seinen einzigartigen Charakter.


z.T. zitiert aus Wikipedia