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Die Konzerte 2009

8.11.2009: das Konzert

Geschafft! Nach gründlichem Einsingen und kurzem "bestimmte-Stellen-Proben" starteten wir am 8.11.09 um 19:00 in der Friedenskirche vor mehr Publikum, als manche von uns erwartet hatten. Das heißt, die Marke "Kantorei der Karlshöhe" hat ihren Stellenwert in Ludwigsburg und Umgebung, auch wenn wir nicht die "ganz bekannten" Werke aufführen. Eine Schlussfolgerung, die uns ermutigt.

Zu Beginn erklang das herrlich rhythmische, "swingende" Te Deum von Antonin Dvorak, mit dynamischen Tutti und wohlklingenden Soli (Petra Labitzke und Matias Tosi) und mit einem furiosen Orchesterfinale. Der Beifall zeigte uns: Gelungen! Und bestätigte unser eigenes Gefühl, das selten trügt. Für alle Beteiligten, besonders für den Chor, gibt es nichts Wichtigeres als einen guten Start in das Konzert.

Weiter ging es mit 3 Stücken von Brahms, zweimal Orgel, Präludium und Fuge G-Moll und die Fuge in As-Moll, gespickt mit "Höchstschwierigkeiten", kein Problem für Ulrich Walther, im Gegenteil, dann etwas ganz Besonderes, die Altrhapsodie auf Text von Johann Wolfgang von Goethe mit einem langen, sehr melodischen Altpart, meisterhaft wie immer dargebracht von Cornelia Lanz und einem waschechten vierstimmigen Männerchor am Schluss. Schön zu wissen, dass die Kantorei auch in den Männerstimmen ohne fremde Verstärkung problemlos vierstimmig auftreten kann.

Lauter Höhepunkte! Aber den Gipfel sollten wir erst noch erreichen: das Te Deum von Anton Bruckner. Musik zum "alles geben", für Chor, Solisten (Petra Labitzke, Cornelia Lanz, Donát Havár, Matias Tosi) und Orchester. Und wir gaben alles, auch der Everest, das hohe C des Soprans, wurde in der Schlusssequenz erklommen. Zitat Anton Bruckner: "Wenn mich der liebe Gott dereinst zu sich ruft und fragt: "Wo hast Du die Talente eingesetzt, die ich Dir gegeben habe?", dann halte ich ihm die Notenrolle mit meinem Te Deum hin, und er wird mir ein gnädiger Richter sein."

Das Publikum geizte nicht mit Beifall, und die nachfolgenden "Einzelinterviews“" mit unseren Freunden, Verwandten und sonstigen Fans unter den Zuhörern bewiesen: der "Bruckner" hatte sie gepackt! Und - last, not least - die Presse war zugegen und hat das Konzert gebührend gewürdigt.

Und auch das traditionelle feedback von Tobias Horn bei der nächsten Probe am 10.11.09 war so positiv (und wir wissen: er hat ein sehr feines Gehör), dass wir am liebsten alles gleich noch einmal aufführen würden.

Ein Fotoalbum mit Bildern von den Proben, von Cornelia Lanz, finden Sie hier. Und für noch mehr Informationen können Sie hier das Programmheft herunterladen, mit den Texten, den vitae der Solisten etc.

Anton Bruckner: Te Deum

Zitat aus Wikipedia:"Das Te Deum C-Dur von Anton Bruckner (WAB 45), entstanden 1881, rev. 1883-84, gilt als eines der bedeutendsten großen Chorwerke seiner Zeit und als Höhepunkt des künstlerischen Schaffens des Komponisten."

Antonin Dvorak: Te Deum

Zitat aus Wikipedia: "Das Te Deum opus 103 des böhmischen Komponisten Antonín Dvorák wurde 1892 in New York anlässlich der 400-Jahr-Feier zur Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus komponiert. ...
Werkgeschichte und Rezeption
Da sich in der Kürze der Zeit kein passender Text finden ließ, schlug sie ihm vor, das Te Deum oder das Jubilate Deo zu vertonen. Die Skizzierung für das Werk stand in kaum einer Woche, in einem Monat war das Te Deum vollendet. Die Partitur versah Dvorák am 28. Juli 1892 mit der Widmung "komponiert zu Ehren des Gedenkens an Kolumbus".
1892 ... Uraufführung des Te Deum ... mit 250 Chorsängern ... Johannes Brahms soll wegen der Wuchtigkeit einmal scherzhaft bemerkt haben: "Das Te Deum ist wohl für die Feier der Zerstörung Wiens und Berlins durch die Böhmen gedacht und scheint mir dafür auch recht geeignet." Die vier effektvoll kontrastierenden Teile erinnern an Giuseppe Verdi und an Anton Bruckner. Dass es sich mehr um ein Konzertwerk, als eine liturgische Komposition handelt, zeigt sich am architektonischen Aufbau, dessen vier Teile das Sinfonie-Schema erkennen lassen."

Altrhapsodie von Johannes Brahms

Johannes Brahms (1833-1897), der von sich behauptet haben soll, dass er "innerlich nie lache", sprach höchst ungern über seine wahren Gefühle. So wundert es nicht, dass sich in dem Notizbuch, das der Komponist bei seinen langen Spaziergängen mit sich trug, ausgerechnet dieses vierzeilige Gedicht von Adelbert von Chamisso findet

"Was mir im Busen schwoll, mir unbewusst
Ich konnt’ es nicht verhindern, ward Gesang.
Zum Liede ward mir jede süße Lust,
Zum Liede jeder Schmerz, mit dem ich rang."

Diese Verschlossenheit, der innere Drang, sich nicht zu erklären, führte allerdings dazu, dass selbst beste Freunde sich auf Brahms Verhalten bisweilen keinen Reim machen konnten. Und Brahms selbst sich oft verletzt und enttäuscht sah. So auch im Fall von Clara Schumanns Tochter Julie, für die Brahms wenn nicht Liebe, dann doch zumindest eine tiefe, aber heimliche Zuneigung empfand. Daher blieb sie sowohl der Tochter als auch der Mutter verborgen. Als Julie 1869 den Conte Victor Radicati di Mormorito heiratete, zog sich Brahms getroffen zurück. "Hat er sie wirklich lieb gehabt?", fragte sich Clara Schumann verwundert.

Brahms goss seinen Schmerz unterdessen in Musik und komponierte die Rhapsodie für Alt, Männerchor und Orchester auf drei Strophen aus Goethes Gedicht Harzreise im Winter. Im Zentrum steht die Figur eines depressiven, einsamen Menschen, der sich verachtet fühlt, "Menschenhass aus der Fülle der Liebe trank" und nun in der Natur und in der Nähe zu Gott Ruhe wie Trost für die verwüstete Seele sucht.

Brahms Komposition folgt einem dreiteiligen Aufbau. Der erste, rezitativisch gehaltene Teil spiegelt die düsteren, zerklüfteten Seelenwelten des Wanderers. Im zweiten Abschnitt schwingt sich die Solostimme in einem kleinen Arioso zu einer erregten Klage empor. Im dritten Teil fließen Solostimme und Männerchor in einer innigen, bewegenden Melodie zusammen. Auf die Worte "Ist auf deinem Psalter, Vater der Liebe, ein Ton seinem Ohre vernehmlich, so erquicke sein Herz!" klingt das Werk wie ein Gebet, das Versöhnung und Frieden verheißt, in ruhigem, klaren C-Dur aus.

"Hier habe ich ein Brautlied geschrieben für die Schumannsche Gräfin, aber mit Ingrimm schreibe ich derlei, mir Zorn!", schreibt Brahms 1869 giftig seinem Verleger Simrock. Als Clara Schumann im gleichen Jahr die Rhapsodie von Brahms erhält, zeigt sie sich verwirrt wie ergriffen: "Johannes brachte mit ein wundervolles Stück, Worte von Goethe aus der ‚Harzreise’, für Alt, Männerchor und Orchester. Er nannte es seinen Brautgesang. Es erschütterte mich so durch den tiefsinnigen Schmerz in Wort und Musik, wie ich mich lange nicht mehr eines solchen Eindrucks erinnere... Ich kann dieses Stück nicht anders empfinden wie die Aussprache seines eigenen Seelenschmerzes. Spräche er doch einmal nur so innig in Worten!"
von Andreas Meyer © Philharmonischer Chor Bochum 2009