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Burgund 2011

Chorfahrt 2011, 2.6. - 5.6.

Wo beginnen? Diese Frage hat sich der Chronist schon letztes Jahr gestellt, als es galt, den Chorausflug zu schildern. Und die Frage war auch letztes Jahr schwer zu beantworten, denn eines war klar (und ist in diesem Jahr noch klarer): Es bedarf schon einer gewissen Geschichtenerzähler-Begabung, um der atemberaubenden Folge von Ereignissen und Erlebnissen auch nur einigermaßen gerecht zu werden. Denn es sollen ja nicht nur die Fahrtteilnehmer mit dem Text etwas anfangen. Diese werden seine unvermeidlichen Lücken einfach mit ihren Erinnerungen auffüllen. Die (bedauernswerten) Nichtteilnehmer und die geschätzten Besucher unserer Website sollen jedoch auch wenigstens ein bisschen teilhaben an unserer Traumreise und ihren Höhepunkten. Wir werden uns jetzt einfach am Gesamtprogramm entlanghangeln.

Am Himmelfahrtstag pünktlich um 7:00 startet der mit 42 Sängern, 3 Partnern, Chorleitung, Chorassistenz, Werbematerial und reichlich Gepäck gut gefüllte ****-Bus mit Fahrer Stefan in den lauen Morgen Richtung A81 – A8 – A5. Etwas versäumter Nachtschlaf wird nachgeholt, aber auch gute Gespräche kommen in Gang, bis zur Pause im Badischen, mit von Stefan frisch aufgebrühtem Kaffee. Kurz vor Mittag der zweite Stopp, Aire de Service Besançon –Champoux, wo wir uns leckere Quiche (wenn auch zum Teil zunächst überbezahlt) oder Ähnliches zu Gemüte führten. Alsbald geht es weiter zum ersten Ziel, der Hauptstadt von Burgund, dem stolzen Dijon.

Dort setzt umgehend ein touristisches Feuerwerk ein, wohl vorbereitet von Matthias Makowsky, eine Stadtführung mit kundigen Guides, mit vielen Höhepunkten, der schwarzen Madonna in Notre Dame, den Trauernden vom Grabmal von Johannes ohne Furcht (zum Wiederanschauen: http://www.lespleurants.org ), dem herzoglichen Schloss, den prächtigen Bürgerpalästen. Satt von Schönheit und  Historie steigen wir ein und fahren weiter nach Autun, Endziel für heute, eine mindestens 2000-jährige Stadt (das antike Augustodunum) mit der herrlichen Kathedrale St.Lazare und (last not least) unserem „Tourhotel“, dem Hôtel des Ursulines, einmalig gelegen, mit freiem Blick übers blühende burgundische Land und zur Kathedrale.

Vor dem mit Spannung erwarteten Dîner rief die (angenehme) Pflicht: unser erstes Konzert begann in St.Lazare nach einem überaus freundlichen Empfang durch die Gemeinde um 19:30. Hier sehen sie das Programm. Die Anzahl und die Begeisterung der Zuhörer übertraf unsere Erwartungen. Alle Stücke wurden eifrig beklatscht, am meisten vielleicht die Mendelssohn-Motette „Jauchzet dem Herrn alle Welt“. Das Dîner an großen runden Tischen begann um 21:00 und ging dann relativ nahtlos (die Bar war zu) in die inzwischen wohlverdiente Nachtruhe über.

Ein Konzert erfolgreich absolviert und schon naht das nächste: Das Endziel der Teilreise am 3.6. ist Nuits St. Georges. Aber nicht nur ein wenig ist der Weg das Ziel, denn auf diesem Weg wartet das prächtige Beaune mit dem historischen Hospital „Hôtel Dieu“, das wir einer ausgiebigen Besichtigung unterzogen. Unser eloquenter Führer vermittelte uns einen Gesamteindruck einer der wichtigsten karitativen Einrichtungen des Mittelalters, mit dem Höhepunkt des Polyptichons „Das Jüngste Gericht“ von Rogier van der Weyden mit seinen faszinierenden Details, für die eine verfahrbare Lupe bereitsteht. Blütenblätter, die mit einem Haar gemalt wurden! Anschließend geht eine Teilmenge der Kantorei zu einer hochinteressanten Besichtigung einer Senfmanufaktur, das volle Programm einschließlich Eigenzubereitung von Senf! Die Nichtsenfler genehmigen sich ein Mittagessen und einen kurzen Blick in die Stiftskirche Notre Dame, die Bühne für unser drittes Konzert am 5.6.

Und weiter geht’s, auf nach Nuits St. Georges, mit den wahlweisen touristischen Highlights Cassissium (hat das etwas mit Kir zu tun? Ja!), Imaginarium und Weingut Bertagna. Alle kommen wohlbehalten und nicht etwa alkoholisiert zurück und es geht zum Konzert in der schönen Kirche St. Denis mit einer berühmten Orgel von Cavaillé-Coll. Für die Kantorei war es unter diesen sehr besonderen Konzerten das besonderste, denn wir brachten unser gesamtes Burgundrepertoire dar. Besonders schön war es, die komplette Vierne-Messe singen zu dürfen, wunderschön wie immer, zur Freude eines zahlreichen und begeisterten Publikums, welches nicht nur reichlich Beifall sondern auch € spendete. Wir konnten, fast wie in Ludwigsburg, auch konkretes Feedback der Zuhörer entgegennehmen, und das war sehr schmeichelhaft, denn unseres war das dritte Konzert in Nuits St. Georges nach zwei Orchesterdarbietungen von Amerikanern und Kanadiern. Und es war das beste!

Spät war’s, aber – so glaubten wir – es stand uns ja vor Dîner und Hotel nur noch eine zwar längere aber ereignisarme Rückfahrt bevor. So glaubten wir, aber mit dem Glauben ist es bisweilen so eine Sache. Irgendwann tat es zwischen Beaune und Autun einen kurzen Schlag im Heck unseres ****-Busses, dann kam die erste kleine Steigung und wir kamen kaum hoch. Den Technikern der Kantorei war sofort klar: kein Ladedruck mehr, somit nur noch ein Drittel der Leistung. Und sie diskutierten die wildesten Lösungsoptionen, in denen jeweils ein Ersatzbus die Hauptrolle spielte. Aber erst einmal schaffte es Stefan auch mit einem Drittel seiner kW bis Autun. Und reparierte anschließend den Bus, sprich: stellte die Verbindung zwischen Turbolader und Lufteinlass des Motors wieder her! Noch später war’s nach dem Essen, die Bar war zu (kennen wir irgendwie), also ab ins Bett.

Samstag, der 4.6.: Tag ohne Konzert. Wie langweilig, könnte man denken. Klar, dass Matthias Makowsky dafür gesorgt hatte, dass uns der Tag keineswegs lang wurde. Unser ****-Bus brachte uns mit wiederhergestellter full turbo power zunächst nach Vézelay, mit seiner Wallfahrtskirche mit unglaublichen Skulpturen an Tympanon und an den Kapitellen. Und von großer historischer Bedeutung, befindet sie sich doch auf der Spitze des Hügels, von dem aus Bernard von Clairvaux einst sein „Deus lo vult“ ausrief, vor 100000 Soldaten des Kreuzes. Weiter ging’s zum malerischen Städtchen Semur, welches neben seinen Sehenswürdigkeiten (Stadtbefestigung, doppeltürmige Kirche etc.) auch eine gepflegte Gastronomie zu bieten hatte, die viele von uns ausgiebig nutzten. Und wieder hieß es den Bus besteigen, das Ziel war die ehemalige Zisterzienserabtei von Fontenay, wo wir bei zunächst drückenden Temperaturen eine äußerst fundierte und ausführliche Führung genießen durften. Dann folgte die dieses Mal wirklich ereignisarme und sehr schnelle Rückfahrt nach Autun, wo wir uns bereits um 19:30 zum gepflegten Dîner versammeln konnten, mit einem extra Käsegang (danke, Matthias!) und einer noch lang geöffneten Bar. In der gepflegten Atmosphäre unseres Spitzenrestaurants konnte allerdings eine Stimmung wie beispielsweise im Obermarchtaler Trinkkeller nicht wirklich entstehen. Also auch dieses Mal rasch ab ins Bett, schließlich würden wir am Sonntagmorgen in Beaune auftreten wollen.

Sonntag, 5.6., Chorreise schon fast vorbei. Aber der nächste Höhepunkt, das Konzert in Beaune im Gottesdienst um 11:00 Uhr, verhinderte jegliches Absacken der Stimmung. Und das Konzert, eingebettet in die heilige Messe, war wunderschön, mit der Solomesse von Langlais und unseren a-cappella-Stücken begeisterten wir einmal mehr die zahlreichen Gottesdienstbesucher. Ein großer Teil der Gestaltung oblag Cornelia Lanz und Tobias Horn, herrlich nicht nur die Messe sondern auch der „improvisierte“ Mendelssohn während der Kommunion.

Wir spüren: wir haben Freunde gefunden, in Autun, in Nuits St. Georges und in Beaune. Und so fällt der Abschied nicht leicht. Manche nehmen noch etwas mit von gepflegter Burgunder Gastronomie, gerade die scheinbar einfachen (und gar nicht teuren) Kneipen bieten oft einen wahren Hochgenuss. Dann heißt es leider unwiderruflich den ****-Bus besteigen, der uns in wiederum fast ereignisloser Fahrt (bis auf den Stau bei Heimsheim) pünktlich um 21:00 bei der Karlshöhe abliefert.

Braucht es nach dieser Mischung aus Bericht und Lobeshymne noch ein Fazit? Nur ein Wort: Unvergesslich! Und noch etwas: Dank an die Organisatoren Catherine Moll und Matthias Makowsky, Chorleiter Tobias Horn, Chorassistentin, Dirigentin und Solistin (ja, es stimmt!) Cornelia Lanz. Und nochmal Dank! Vielleicht lesen auch die Daheimgebliebenen den Bericht und sagen sich: In 2012 bin ich dabei.

Das Beste ganz zum Schluss: einige der wahrscheinlich abertausend Fotos können sie hier  und hier und hier  und seit 2.7. auch hier anschauen. Und hier finden Sie die Konzertprogramme.